Bayerische Museen: Online-Mehrangebote bleiben auch nach Corona

Umfrage „Vermittlungsarbeit bayerischer Museen in der Corona-Zeit“ unter mehr als 120 Museen im Freistaat

  • 4 von 5 Museen wollen Neu- oder Mehrangebote weiterführen
  • Museen setzen auf Videos
  • Online-Engagement abhängig von Museumsgröße
  • Je mehr Social-Media-Kanäle, desto besser die Erfolgsbewertung
  • 45% der Museen befürchten Etat-Kürzungen

Das Umfragesetting

Kulturmarketing Dr. Gerhard hat für die Onlineumfrage mehr als 500 Museen im gesamten Freistaat angeschrieben und um ihre Bilanz der coronabedingten Schließung von März bis Mai 2020 gebeten. 126 Museen haben geantwortet, davon 55 Museen mit mehr als 5.000 Besucher*innen im Jahr.

Die ausführliche Auswertung

Aus den Corona-Schließungen etwas Gutes mitnehmen: 82% der bayerischen Museen wollen Vermittlungsangebote, die sie während des Corona-Shut-Downs entwickelt haben, auch in Zukunft im Normalbetrieb weiterführen. Das ergab eine Umfrage unter mehr als 120 bayerischen Museen, die die Agentur „Kulturmarketing Dr. Gerhard“ im Mai und Juni durchgeführt hat. Demnach hat rund die Hälfte aller befragten Museen mit mehr als 5.000 Besucher*innen im Jahr während der coronabedingten Schließungsperiode mehr Vermittlungsangebote (53%) und/oder neue Formate (47%) online angeboten.

Gute Bewertung des Online-Engagements / Sorge um Etats

Die Vorstellung von Einzelwerken und -exponaten, digitale Rundgänge und museumspädagogische Angebote bildeten den inhaltlichen Schwerpunkt der Vermittlungsformate. Die Formate richteten sich dabei vorrangig an „Museumsbesucher*innen allgemein“, an Kinder und an Senioren. Vor allem setzten die Museen auf das Medium des Videos, weit vor Vermittlungsformen wie „3-D-Rundgängen“, „Downloads“ oder „Livestreams“. Die häufigsten Ausspielwege für die Onlineangebote waren die eigene Museumswebsite und die Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram. Etwas mehr als die Hälfte der Museen gibt an, die Vermittlungsmaßnahmen als „erfolgreich“ (48,3%) oder „sehr erfolgreich“ (5%) zu bewerten. 43% bezeichnen die Maßnahmen als „zufriedenstellend“. Wegen der Corona-Pandemie haben rund 64% der befragten Museen eine Ausstellung verschoben und etwa 43% ein Ausstellungsprojekt abgesagt. Fast 45% haben Sorge, dass infolge der Pandemie ihr Etat gekürzt wird.

Online-Präsenz in der Corona-Zeit

Die Mehrheit (66%) der befragten Museen hat während der coronabedingten Schließungsperiode auf mindestens einem digitalen Kanal (z.B. Website, Facebook, Instagram, Youtube, Blog o.a.) Inhalte vermittelt. Dies trifft bei rund drei Viertel der Museen mit mehr als 5.000 Besucher*innen im Jahr zu (75%), bei den Museen mit weniger als 5.000 Besucher*innen immerhin auf noch mehr als die Hälfte (58%). Die Tendenz ist deutlich: Häuser mit höheren Besucherzahlen haben in der Corona-Zeit mehr Online-Präsenz in Sachen Vermittlung gezeigt. Die museumseigene Website stellte den am häufigsten genutzten Online-Kanal dar, gefolgt vom Social-Media-Kanal Facebook, danach mit deutlichem Abstand Instagram und YouTube. Rund die Hälfte der Museen mit weniger als 5.000 Besucher*innen hat zumindest auf der eigenen Website Inhalte vermittelt (47%).  

Je mehr Social Media, desto größer die Zufriedenheit

Facebook ist der am häufigsten genutzte Social-Media-Kanal. 55% der befragten Museen haben Inhalte auf Facebook vermittelt. Häuser, die Inhalte zusätzlich zu Facebook auch auf anderen Social-Media-Plattformen veröffentlicht haben (z.B. Instagram, Youtube oder Twitter), bewerten die Maßnahmen deutlich häufiger als erfolgreich oder „sehr erfolgreich“ als Häuser, die nur auf Facebook gepostet haben.

Die Social-Media-Kanäle dienten die Museen dazu, den Erfolg ihrer Maßnahmen in der Schließungsperiode einzuschätzen. Die entsprechenden Häuser berichten über größere Reichweite, erhöhte Abonnentenzahl und vermehrte Nutzerinteraktionen. Etwa 15% der befragten Museen haben angesichts der Corona-Pandemie zum ersten Mal Onlinevermittlungsangebote aufgelegt. Die Hälfte von ihnen bewertet die Maßnahmen als „erfolgreich“ oder „sehr erfolgreich“. Die Einschätzung geht ebenfalls überwiegend auf gute Resonanz auf den Social-Media-Kanälen zurück.

Onlineformate als neue Impulse

Unter den für die Schließungsperiode ergriffenen Maßnahmen erfreuen sich nach Angaben der befragten Museen vor allem Videos und Filme besonderer Akzeptanz, die unter anderem Einzelwerke und -exponate aus Ausstellungen oder Depots vorstellen. Dazu zählen ebenfalls virtuelle Rundgänge und Spezialaufnahmen von Museumsräumlichkeiten. Einige der befragten Museen geben an, dass bestimmte Inhalte wie Einblicke in die Museumsarbeit auf besonderes Interesse gestoßen seien. „Diese »digitale Erweiterung des Museums« werden wir zukünftig weiter vorantreiben“, schreibt eines der befragten Häuser. Ein weiteres Museum merkt an: „Die Beschäftigung mit den Videos hat neue Impulse für weitere Inhalte gegeben, die unabhängig von Corona funktionieren.“

Ausbaufähigkeit der Onlinevermittlung

Insbesondere kleinere Häuser mit geringeren Besucherzahlen haben während der Corona-Schließzeit keine Online-Vermittlungsangebote gemacht: Von 69 Museen unter 5.000 Besucher*Innen haben nur acht neue Formate und elf mehr Content als sonst angeboten, wobei die Onlineumfrage keine Erhebungen zu Personal- und Finanzressourcen gemacht hat. Auch bei den Museen mit höheren Besucherzahlen haben jeweils noch rund die Hälfte Zurückhaltung bei der Onlinevermittlungsarbeit gezeigt: Von 39 Museen mit mehr als 10.000 BesucherInnen haben nur 19 Museen neue Formate entwickelt, nur 21 haben außer auf der Website noch auf anderen Kanälen Online-Vermittlungsangebote gemacht. Selbst von den 29 Museen mit mehr als 20.000 Besucher*innen hat nur die Hälfte (15) mehr Online-Angebote während der Corona-Schließzeit veröffentlicht.

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