Musikalische Friedenshoffnung

Landshuter Hofmusiktage stellen ihr Jahresprogramm 2016 unter
das Motto „Gerusalemme liberata“



Die „Landshuter Hofmusiktage“ schlagen im Jahr 2016 Brücken zwischen jüdischer, christlicher und islamischer Kultur. Das Festival präsentiert von Freitag, 22. April bis Sonntag, 1. Mai 2016 Konzerte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen, bei denen sich abendländisch-westliche, jüdische, türkische und arabische Kultur begegnen. Unter den Ensembles und Künstlern sind u.a. das Vocalconsort Berlin, die tunesische Sängerin Ghalia Benali, das ECHO-Preis-gekrönte PERA-Ensemble, die israelische Band „Orphaned Land“ und das Madrigalensemble „La Venexiana“.
Das Motto „Gerusalemme liberata“

Schon die christlichen Kreuzritter des Mittelalters trugen die Gewalt ins Heilige Land. Auch heute brennen in Israel und im gesamten Nahen Osten Konflikte zwischen Religionen und ihren Vertretern. Das Programm der Landshuter Hofmusiktage 2016 erinnert unter dem Titel „Gerusalemme liberata“ daran, dass zum europäischen Kulturerbe aber auch schon immer der friedliche kulturelle Austausch zwischen Judentum, Christentum und Islam gehörte, der die Kultur(en) immer wieder befruchtete. Anders als bei Tasso, dessen gleichnamiges Versepos Pate für das Jahresmotto stand, wirbt das Programm für das Miteinander der Religion. Künstler aller drei Religionen präsentieren so bei den Landshuter Hofmusiktagen Werke und Genres, die aus der Begegnung der Kulturen entstanden. Im Programm sind auch „Landshuter“ Komponisten wie der Minnesänger Neidhart oder der Renaissancemusiker Orlando di Lasso vertreten. Die Schirmherrschaft hat der Bayerische Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle übernommen.


Das Programm im Überblick

Freitag, 22. April .2016, 19 Uhr, Rathausprunksaal

Allegorie der Sehnsucht
Zefiro Torna (Belgien)
Vocalconsort Berlin
Ghalia Benali (Tunesien)
38 €, 32 €, Frühbucher: 33 €, 27 €, Förderkreis: 28 €, 22 €

Die Sehnsucht nach Liebe wird gespiegelt in Musik von Hildegard von Bingen, Machaut, Dunstable, Lasso, Buxtehude, J. Chr. Bach und steht im Dialog mit klassischer und aktueller arabischer Dichtung. Die tunesische Sängerin Ghalia Benali musiziert zusammen mit Ensembles der Alten Musik aus Belgien und Berlin.

Samstag, 23.04.2016, 19 Uhr, Weißer Saal der Burg Trausnitz

„Al diu werlt diu strîtet her“
Ensemble Leones (Grenzach-Wyhlen)
Marc Lewon (Ltg.)
28 €, 24 €, Frühbucher: 24 €, 22 €, Förderkreis: 20 €, 17 €

Bei den Kreuzzügen begegneten sich islamische und christliche Kultur. Minnesänger wie Walther von der Vogelweide, Neidhart oder Oswald von Wolkenstein sangen in ihren Liedern über die Erfahrung der Fremde, die Wiege des Christentums in Palästina und die Empfindungen der Daheimgebliebenen. Das Ensemble Leones zeigt die archaische Intensität dieser Musik.

Sonntag, 24.04.16, 11.00 Uhr Dominikanerkirche

Missa super Filiae Jerusalem
Landshuter Hofkapelle
Eintritt FREI

Der aus Antwerpen stammende Carl Luyton war Hoforganist und -komponist am Kaiserhof in Wien und Prag. Als Erstaufführung erklingt seine „Missa super Filiae Jerusalem“, eine Parodiemesse über Philippe de Montes Motette „Filiae Jerusalem, nolite flere“. Damit setzt die Landshuter Hofkapelle ihre viel beachtete Reihe von Ausgrabungen jahrhundertelang in Bibliotheken ruhender Renaissancewerke fort.

Sonntag, 24.04.2016, 12.45 – 16.00 Uhr

Kultur-kulinarische Entdeckungen
Historischer Spaziergang mit jüdischen, bayerischen und islamischen Speisen.
Ausgangpunkt: Altstadt vor dem Rathaus
Teilnahmegebühr 30 €

Diese Spurensuche führt in die ersten Jahrhunderte nach der Gründung Landshuts 1204 durch Herzog Ludwig I., der beim Kreuzzug gegen Ägypten in die Gefangenschaft des Sultans al-Kamil geraten war. Der Weg führt von St. Martin zum Dreifaltigkeitsplatz, wo bis zu ihrer Vertreibung 1450 die jüdischen Kaufleute wohnten, hinauf zur Burg Trausnitz, wo einst Minnesänger, wie Walther von der Vogelweide oder Neidhart, in ihren Liedern über die Kreuzzüge und den Orient berichteten. Bayerische, jüdische und orientalische Speisen verwöhnen den Gaumen.

Mittwoch, 27.04.2016, 19 Uhr, Italienischer Saal der Residenz

Orient – Okzident
Nihan Devecioglu (Istanbul), Gesang
Friederike Heumann, Viola da Gamba (München)
Xavier Diaz, Theorbe und Barockgitarre (Barcelona)
28 €, 24 €, Frühbucher: 24 €, 22 €, Förderkreis: 20 €, 17 €

Die Handelsstadt Venedig als interkultureller Schmelztiegel: neben Werken von Cavalli, Ortiz und Rossi erklingen traditionelle Musik der Sepharden, Gesänge aus Griechenland und Armenien und portugiesischer Fado. Die Viola da Gamba als das Instrument feinster Empfindungen wird hier geerdet durch die traditionelle mediterrane Musik: Friederike Heumann und Nihan Devecioglu erkunden neue Ausdrucksbereiche.

Donnerstag, 28.04.2016, 19 Uhr, Aula Seligenthal

Kavaliere, Waffen, Liebschaften
La Venexiana (Italien)
Claudio Cavina (Ltg.)
38 €, 32 €, Frühbucher: 33 €, 27 €, Förderkreis: 28 €, 22 €

Torquato Tassos Versepos „La Gerusalemme liberata“ inspirierte zahlreiche Komponisten der Renaissance und des Barock. In den Madrigalen von Mazzocchi, d’India, de Wert und Monteverdi wird das Jerusalem-Erlebnis der Kreuzfahrer zwischen Heldentum, Liebe und magischer Fremde gezeigt. Madrigalkunst in größter Klangschönheit des vielfach preisgekrönten italienischen Ensembles La Venexiana.

Freitag, 29.04.2016, 21 Uhr, Alte Kaserne

„All is one“
Orphaned Land (Israel)
18 €, Frühbucher: 15 €, Förderkreis: 13 €

Die israelische Band „Orphaned Land“ ist ein Pionier des orientalischen Metal. Oft verwenden die fünf Musiker um den Sänger Kobi Fahri arabische Instrumente wie den Oud. Ihre Botschaft ist: „Menschen sollten nach ihren Herzen und ihrer inneren Aufrichtigkeit, nicht nach ihrer Religion beurteilt werden.“

Samstag, 30.04.2016, 11 Uhr, Konzertsaal Heiligkreuzkirche

Das sephardische Erbe
Mara Aranda, Gesang (Valencia), Jota Martínez, Drehleier, und Ensemble
28 €, 24 €, Frühbucher: 24 €, 22 €, Förderkreis: 20 €, 17 €

Nach ihrer Vertreibung 1492 und 1513 fanden die spanischen Juden, die Sephardim, Zuflucht im Osmanischen Reich, in Nordwestafrika, in Norddeutschland bis hin zu Amerika, Indien und Afrika. Ihre Musik erzählt von ihren Gefühlen, Festen, Riten und von historischen Ereignissen. Geprägt von der maurischen Kultur in Andaluz finden diese Lieder in der spanischen Sängerin Mara Aranda ihre charismatische Interpretin.

Samstag, 30.04.2016, 19 Uhr, Rathausprunksaal

„Levante“
Pera Ensemble (München-Istanbul), Mehmet C. Yeşilçay (Ltg.)
38 €, 32 €, Frühbucher: 33 €, 27 €, Förderkreis: 28 €, 22 €

Das mit dem ECHO Klassik ausgezeichnete Pera Ensemble spürt den musikalischen Verbindungen zwischen dem osmanischen Reich und dem Westen nach, etwa in Moresken Lassos oder in den Werken des aus Polen stammenden Wojciech Bobowski alias Ali Ufki. Musik um 1600 in einer globalen Sicht!

Sonntag, 01.05.2016, 11 Uhr, Aula Seligenthal

Kaffee für den König - Familienkonzert
Franziska Janetzko (Erzählerin), Pera Ensemble (München-Istanbul), Mehmet C. Yeşilçay (Ltg.)
18 €, Frühbucher: 15 €, Förderkreis: 12 €, Familienrabatt

Ein musikalisches Märchen für Menschen von 0 bis 99 über den Kaffee, wahre Gastfreundschaft und über Istanbul – eine Stadt, in der seit Jahrhunderten Menschen aller Kulturen und Religionen friedlich miteinander leben, mit Musik von Lully, Vivaldi, Dede Efendi, Sultan Selim III. u.a.

Sonntag, 01.05.2016, 19 Uhr, Konzertsaal Heiligkreuzkirche

„Back to the Roots“
Giora Feidman (Haifa), Gitanes Blondes (München)
38 €, 32 €, Frühbucher: 33 €, 27 €, Förderkreis: 28 €, 22 €

Die Klezmorim waren Wandermusiker, die ihre Lieder durch die Lande trugen und in den jüdisch geprägten Städtchen („Schtetl“) aufspielten. Giora Feidman, der Altmeister des Klezmer, erweckt das Lebensgefühl der in Osteuropa heimisch gewordenen Heimatlosen zwischen Melancholie, Verzweiflung und ausgelassener Freude zu mitreißender und temperamentvoller Musik.